In den vergangenen Tagen haben wir euch sowohl klassische als auch unbekanntere Superfoodsvorgestellt, die als exotische Nährstoff- und Heilwunder der Natur von weither zu uns kommen. Doch die Ökobilanz dieser Pflanzen und Früchte ist leider zumeist gar nicht so super, wie es der Name versprechen will. Lange Transportwege sowie fragwürdige und umweltbelastende Anbaubedingungen machen vielen Superfoods einen deutlichen Strich durch die Rechnung. Ein weiterer Nachteil: Viele Weitgereiste sind hierzulande nur in Pulver- oder Tablettenform erhältlich. Die besten Nährstoffe der frischen Superfoods gehen zum Teil verloren. Außerdem explodieren die Preise. Eine Alternative: das heimisch-regionale und saisonale Angebot. Viele Früchte und Pflanzen, denen man täglich begegnet, haben genauso gute Eigenschaften wie ihre exotischen Verwandten. Denn wie wusste schon unser guter alte Freund Goethe: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“¹ Weil dieses Thema so unglaublich groß und spannend ist, stellen wir euch heute auch das dazu passende Buch „Superfoods aus der Heimat“ vor, mit dem man sein Wissen über heimische Superfoods vertiefen kann.
Heimische Superfoods
1. Leinsamen
In Teil 1 unseres Superfood-Specials haben wie euch die beliebten Chia-Samen vorgestellt, die in den letzten Jahren eine wahren Hype erfahren haben und aus der Liste der gängigen Superfoods nicht mehr wegzudenken sind. Doch es geht auch klimaschonender und billiger, bei ähnlich vorteilhaftem Nährstoffgehalt. Vorhang auf für: Leinsamen! Die seit der Steinzeit in unseren Breiten verarbeiteten Samen des Flachses enthalten etwa genauso viel Omega-3-Fettsäuren wie Chia-Samen und sogar noch mehr Ballaststoffe und Eiweiße. Dadurch sind sie ein bewährtes Mittel, die Verdauung in Schwung zu bringen. Darüber hinaus stecken sie voller wichtige Mineralstoffe, Folsäure, essentieller Aminosäuren und Antioxidantien. Ihnen werden gesundende Eigenschaften bei Diabetes, Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel oder sogar Krebs zugeschrieben, entzündungsbedingte Leiden wie Asthma, Rheuma, Osteoporose und viele mehr sollen durch Leinsamen Linderung erfahren. Beim Verzehr sollte man geschrotete Leinsamen wählen, damit der Darm die Nährstoffe besser aufnehmen kann.
2. Blaubeeren
Heimische, dunkle sowie rote Beeren sind echte Superfruits. Ob Johannisbeeren, Brombeeren oder Holunderbeeren (in Saftform) – in den seit Urzeiten in Europa heimischen Beeren stecken viele Vitamine, Antioxidantien und andere gute Stoffe. Doch eine ganz besondere Wunderbeere ist die Blaubeere (Heidel- oder Waldbeere). Sie enthält von allen guten Stoffen eine Extraportion und soll sogar in der Lage sein, das Gedächtnis zu verbessern. Der enthaltene Pflanzenfarbstoff Anthocyan, der die Blaubeeren dem Namen gemäß so schön kräftig blau färbt, steht sogar in dem Verdacht, Krebs vorbeugen zu können. Dazu gibt’s noch Anti-Aging-Eigenschaften und Vitamin C-Power. Warum noch teure Açai-Beeren vom anderen Ende der Welt kaufen, wenn Blaubeeren sogar bei uns im Garten wunderbar wachsen?
3. Kohl
Eines der Klischees, womit wir Deutschen von anderen Nationen immer wieder gerne bedacht werden, sollte nicht länger belächelt werden, denn: Kohl ist cool, ja sogar super! Kohlgewächse stammen aus der Pflanzenfamilie der sogenannten Kreuzblütler und sind reich an Antioxidantien. Vor allem die enthaltenen Senfölglycoside werden als Mittel zur Krebsvorbeugung und -heilung gehandelt. Die ganz besonderen Stars unter den Kohlsorten: Grünkohl und Brokkoli. Sie enthalten viel Chlorophyll, wie z. B. auch unserer Geheimtipp Chlorella aus dem letzten Teil der Superfood-Trilogie. Dazu kommen viele Vitamine und Mineralstoffe. Neben der möglichen Wirkung auf Krebs soll durch Kohlverzehr der ganze Organismus entgiftet und das Immunsystem gestärkt werden. Ein ganz besonderes Superfood ist außerdem rohes Sauerkraut. Das aus Weißkohl gewonnene Kraut enthält in seiner ungekochten Form jede Menge probiotischer Kulturen, die durch die Fermentation zu Sauerkraut entstehen. Das Verdauungssystem wird durch Sauerkraut reguliert, die Darmflora gestärkt und schädlichen Bakterien direkt der Garaus gemacht.
4. Kürbiskerne
Ein ganz tolles, heimisches Superfood sind auch – wer hätte es gedacht! – Kürbiskerne. Die schmackhaften Kerne aus dem steirischen Ölkürbis sind ganz einfach zu bekommen und pur als leckere Knabberei oder Zutat zu Backwaren oder in Salat, Müslis etc. genießbar. Aus ihnen wird auch hochwertiges Kürbiskernöl gewonnen, das mit rund 80 % Unmengen an „gesunden“ ungesättigten Fettsäuren enthält. Daneben sind Kürbiskerne ein guter Lieferant für Proteine mit einer hohen biologischen Wertigkeit, d. h. ihr optimales Mischungsverhältnis an Aminosäuren kann vom menschlichen Körper besonders gut verarbeitet werden. Darunter sind auch einige Aminosäuren, die in pflanzlicher Kost echte Raritäten sind, wie z. B. Lysin oder Tryptophan. Letzteres ist für eine gute Serotoninherstellung im Körper wichtig, was wiederum unsere Stimmung in Schwung bringt. Daher werden Kürbiskerne oder -öl auch häufig Patienten mit Depressionen oder Angststörungen empfohlen. Darüber hinaus stehen Kürbiskerne in dem wohlbekannten Ruf, Prostataleiden und Blasenproblemen vorzubeugen oder diese zu lindern. Und das können die antioxidantienreichen Kürbiskerne auch noch: schlechte Leberwerte verbessern, Parasiten wie z. B. Bandwürmer aus dem Körper jagen und sogar genetisch bedingten Haarausfall bekämpfen.
5. Hagebutte und Sanddorn
Zum Schluss nochmal ein Vitamin C-Tipp aus der heimischen Natur. Hagebutte und der häufig an der Küste vorkommende Sanddorn enthalten derart hohe Mengen an Vitamin C, dass der aufwändige Import von Camu Camu und Açai-Beeren aufgrund ihrer Funktion als Vitamin C Quelle äußerst fragwürdig wird. Abwehrkräfte stärken und die allgemeine Gesundheit des Körpers aufrechterhalten – das können Hagebutten und Sanddorn mit ihren unglaublichen 1250 mg bzw. 265 mg Vitamin C auf 100 g allemal. Zum Vergleich: Zitronen enthalten nur 53 mg, Orangen sogar nur 45 mg Vitamin C auf 100 g. Dabei tut sich insbesondere die Hagebutte noch mit weiteren Super-Eigenschaften hervor. Sie enthält einen regelrechten Vitamincocktail, Antioxidantien sowie eine chemische Verbindung, die bei Gelenkbeschwerden wie Arthrose helfen kann. Sanddorn wird traditionell zur rascheren Genesung bei Infekten oder in Form von Sanddornkernöl bei Wundheilungsprozessen und Sonnenbrand verwendet. Auch in der Kosmetik ist das Öl beliebt. Sowohl Hagebutte als auch Sanddorn können auch gut in der Küche verwendet werden, z. B. in Form von fruchtiger Marmelade.
Buchtipp: Superfoods aus der Heimat
In Sachen Superfoods hat unsere Heimat natürlich noch viel mehr zu bieten als die fünf Superfoods aus diesem Beitrag. Die Vorteile der regional und saisonal erhältlichen Superpflanzen gegenüber ihren exotischen Verwandten liegen klar auf der Hand – geringere Preise, weniger Umweltbelastung durch Transportwege und in der Regel geringere Schadstoffbelastungen durch strengere Kontrollen und Vorgaben. Wer sein Wissen über unsere hiesigen Superfoods vertiefen möchte, dem sei das Buch „Superfoods aus der Heimat“ von Claudia Lazar und Monika Cordes empfohlen. Auf etwa 40 Seiten führen die beiden Autorinnen in die Welt derjenigen Lebensmittel ein, die oftmals schon seit Jahrhunderten in unseren Breiten auf dem Speiseplan stehen und in denen ungeahnte Superkräfte schlummern. Die Leser erfahren viel über Inhalts- und Nährstoffe, Lagerung und Verarbeitung der gesunden Pflanzen und Früchte. Die vielen verschiedenen Superfoods werden nach Kategorien geordnet kurz vorgestellt, wobei auch der eine oder andere Blick über den Tellerrand hin zu vergleichbaren, exotischen Superfoods geworfen wird. Und dann geht’s ran an die Töpfe! Über sechzig Rezepte, übersichtlich geordnet nach den vier Jahreszeiten, geben Verwendungstipps für Superfoods in Snacks, Vor-, Haupt- und Nachspeisen sowie Getränken.
Achtung: Das Buch ist kein rein veganes Sach- und Rezeptbuch. Doch es geht hauptsächlich um Superfoods in pflanzlicher Form, tierischen Lebensmitteln kommt eine deutliche Unterordnung zu. Viele Rezepte sind von vorne herein vegan oder vegetarisch angelegt, ansonsten findet sich bei fast allen eine vegane Abwandlungsmöchlichkeit.
Zu den Autorinnen
Claudia Lazar ist studierte Sportwissenschaftlerin mit den Fachbereichen gesunde Ernährung und Prävention. Die als Lektorin und Buchautorin arbeitende vierfache Mutter hat schon mehrere Bücher zu den Themen Gesundheit und Ernährung veröffentlicht.
Für Monika Cordes, Kunsttherapeutin und Galeristin mit anthroposophischem Hintergrund, ist Kochen Ausdruck von Leidenschaft und Kreativität. In Zusammenarbeit mit Claudia Lazar hat sie schon viele Rezepte kreiert, die in verschiedenen Büchern im Königsfurt-Urania Verlag erschienen sind.
Claudia Lazar und Monika Cordes: Superfoods aus der Heimat. Pfiffig genießen mit über 60 Rezepten Königsfurt-Urania Verlag, Krummwisch 2016 gebunden, 159 S. ISBN: 978-3-86826-142-4 14,99 €