Lass doch mal das Auto steh’n! Du brauchst eine Waschmaschine mit A+++! Okay, das stimmt! Die Tipps, wie man Energie sparen und nachhaltiger leben kann, sind vielfältig und begegnen uns allenthalben. Aber was soll ich tun, wenn ich nicht mal eben hunderte Euro erübrigen kann, um das neue Supergerät anzuschaffen? Ganz nebenbei: Dazu muss das alte A+ auch wieder entsorgt werden… Einfache Tipps müssen her, die sich schnell umsetzen lassen und vor allem nicht nur einen Effekt fürs gute Gewissen haben, sondern tatsächlich für die Umwelt! Man kann sehr viel machen und die Listen der Tipps sind lang. Wir haben euch eine überschaubare Auswahl zusammengestellt, die nicht erschlagen, sondern konkrete Anregungen für den Alltag liefern soll.
Weniger ist mehr. Ohne Tier und nachhaltiger shoppen
Der Veganer hat dem Allesesser in puncto Umweltschutz schon einiges voraus, indem er auf tierische Lebensmittel verzichtet. Grund: Milch, Eier und Fleisch sind Produkte, in die viel „hineingesteckt“ werden muss, bis man sie konsumieren kann. So müssen die Tiere beispielsweise mit Futter versorgt werden, das eigens zu ihrer Ernährung angebaut wird. Dazu bedarf es riesiger Landflächen. CO₂, Düngemittel und Pestizide kommen ins Spiel. Vor allem noch weiter verarbeitete Produkte, wie Käse, sind wahre Klimakiller. Allein Käse und Rindfleisch zusammen machen in Deutschland satte 15 – 20 % des jährlichen CO₂-Ausstoßes aus!
Auch wenn man sich nicht vegan ernähren möchte oder vielleicht nur einige Komponenten der Nahrungsmittelvielfalt, wie z. B. Fleisch, meidet, sollte man stets versuchen, nach dem Prinzip „Weniger ist mehr!“ zu verfahren. Man muss sich dabei nicht alles absparen, was den Gaumen erfreut, auf das richtige Maß kommt’s an – wie immer im Leben. Man muss darüber hinaus nicht reich sein, um nachhaltigere Lebensmittel zu kaufen. Natürlich kosten Bio-Lebensmittel mehr, aber ein bewusster, den eigenen Körper und die Natur achtenden Kauf von Nahrungsmitteln ist machbar (Buchtipp zum Thema: Arm aber Bio!)! Einige Tipps zum nachhaltigeren Einkauf:
- Auf Produktqualität und ökologische Herstellung mit Bio-Siegel achten!
- Auf Regionalität achten!
- Auf Saisonalität achten!
- Bei Luxusprodukten den Konsum bewusst einschränken und dafür zertifiziert nachhaltige Qualität wählen. Zwei Liter Kaffee und eine Tafel Schokolade am Tag müssen nicht sein und lassen das Genusserlebnis wieder zu einer alltäglichen Nebensache werden. Schluss mit nörgelnden, gut situierten Aldi-Käufern, die sich über den Preisanstieg um 10 Cent beim Kaffee im Lieblingsdiscounter beschweren! Wucher muss natürlich nicht sein, aber wir sollten uns dringend Gedanken darüber machen, warum Deutschland seit Jahren ein Spitzenreiter bei den geringen Ausgaben für Lebensmittel in Bezug auf das Gesamteinkommen ist…
- Auch bei Kleidung auf nachhaltige Qualität setzen und lieber mehr ausgeben. Billigware ist schnell kaputt, erzeugt Umweltverschmutzungen und Leid bei den ausgebeuteten Arbeitern. Lieber weniger Kleidungsstücke, die dafür jahrelang tragen. Wenn’s nicht mehr gefällt, aufpimpen, umschneidern etc. – DIY und Upcycling sind angesagt!
Weniger Wegwerfen
Sind die Produkte dann erst einmal eingekauft, werden sie schnell schlecht und wandern leider trotzdem häufig in den Müll statt in den Magen. Laut WWF werden jährlich in Deutschland ca. 18 Millionen Tonnen Lebensmittel einfach weggeworfen. Ein Skandal. Foodsharing und andere Ideen sind in aller Munde, um den schreienden Missstand zu bekämpfen. Das ist gut und wichtig, doch man kann auch ganz einfach anfangen, bevor die Probleme mit den überschüssigen Produkten zu Hause überhaupt anfangen. Einige Anregungen:
- Bei allen Anschaffungen sich die ehrliche Frage stellen: Brauche ich das wirklich?
- Im Supermarkt Finger weg vom Impulskauf (niemals hungrig einkaufen gehen!) und wieder hin zu Listen und Essensplänen. Das soll nicht einschränken, verschulen und limitieren, sondern die Augen öffnen für die Dinge, die man wirklich benötigt. Oft hat man beim Einkauf die Hälfte vergessen und die andere Hälfte aus spontaner Lust gekauft. Wird daraus eine Mahlzeit? Wenn man nicht gerade auf Impro-Küche steht: nein.
- Verfallsdaten nicht sklavisch beachten und als MINDESThaltbarkeitsdatum verstehen. Die Engländer machen es besser: „BEST before“ impliziert nicht den Gedanken, dass man das Produkt einen Tag nach dem „Ablaufen“ nicht mehr essen darf. Immer prüfen, riechen, probieren und auf den gesunden Menschenverstand hören.
- Übrig gebliebenes Essen einfrieren, auch kleine Mengen. Wenn’s mal schnell gehen muss, wird man sich freuen und es wird weniger weggeworfen.
- Kleidung, Möbel und alles, was nicht mehr gefällt: Ab zum Flohmarkt oder ins Internet! Es gibt fast immer jemanden, dem alte Schätzchen noch gefallen. Das spart Müll, CO₂ und bessert den Geldbeutel auf.
Plastikfrei – weniger Verpackungsmüll
Dass Plastikmüll unsere Umwelt bedroht, ist kein Geheimnis. Wir haben uns bereits im Juni ausführlich mit dem Thema „Plastikfrei shoppen“ beschäftigt und ihr findet in unserem Artikel viele Anregungen zum Thema. Das wichtigste noch einmal in Kürze:
- Grundsätzlich Stoffbeutel, Körbe etc. zum Einkaufen verwenden.
- Gläser statt Dosen und Plastikverpackungen.
- Gemüse in Papiertüten statt in Plastik.
- Beim Bäcker auf Papiertüten bestehen.
- Keine Getränke aus Plastikflaschen.
- Achtung bei Kosmetikartikeln, sie enthalten oft gefährliches Mikroplastik.
- Es gibt viele Produkte in plastikfrei, so z. B. sogar Zahnbürsten.
- Es gibt plastikfreie Supermärkte, die ihr in dieser Liste bei Utopia findet.
Wenn man zu Hause auf einen geringen Verbrauch an Plastik achten möchte, kann man mit einfachen Mitteln auch hier viel tun:
- Plastiktüten aufbewahren und wieder verwenden.
- Auf Müllbeutel aus Plastik ganz verzichten (vor allem beim sogenannten „gelben“ Plastikmüll sehr einfach umsetzbar), den Eimer einfach mal öfter durchspülen. Unvermeidbarer Verpackungsmüll, z. B. von Toiletten- oder Küchenpapierrollen als Müllbeutel verwenden anstatt leer zu entsorgen.
- Keine Gefrierbeutel, Folien oder Butterbrottüten benutzen, immer wieder verwendbare Frischhaltedosen bevorzugen.
- Bei Putzmittel und Flüssigseife auf Nachfüllbeutel setzen. Waschmittel in Pulverform aus dem Pappkarton.
Energiesparen einfach gemacht
Nun kommt der Nachhaltigkeits-Klassiker, der aber nach wie vor unglaubliche Mengen an Energie einsparen kann. Da man sich teure Geräte, gedämmte Wände usw. nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln kann, hier das Wichtigste, was ich sofort tun kann:
- Auto: Wenn möglich durch die eigenen Beine ersetzen, denn auch die kurzen Wege zum Geschäft um die Ecke verpesten die Luft in unseren Städten. Für weitere Strecken können Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel lohnende Alternativen sein.
- Strom sparen: Geräte nicht auf Stand-by lassen, immer ausschalten. Küchenherd einige Minuten vor Beendigung der Garzeit abstellen, die Restwärme genügt. Nur Geräte und Lichtquellen angeschaltet lassen, die man im Moment wirklich benötigt.
- Wasser sparen: Duschen statt baden, Regenwasser zum Blumengießen verwenden, Geschirrspülmaschine verwenden oder von Hand intelligent spülen und mit heißem Wasser und Spülmittel optimal haushalten.
- Heizen: leere Wohnungen nicht voll aufheizen, die Räume auf maximal 21 ºC erwärmen, Stoßlüften statt auf Kipp.
Einmal Leitungswasser bitte!
Eine Freundin wollte vor kurzem bei mir zu Hause ihrem Baby eine Flasche, Brei oder was es auch sonst immer war, zubereiten. Sie brauchte den Wasserkocher, kein Thema. Was mich dann doch ziemlich schockierte: In das Gerät wanderten 0,7 Liter (Mindestfüllmenge, um den Kocher nicht zu rösten) mitgebrachtes, feinstes Mineralwasser (natürlich aus der PET-Flasche). Auf meine Frage nach dem Warum antwortete sie mir, das wäre ihr lieber, die Wasserqualität und so… Äh, okay… dachte ich mir und sah zu, wie der nicht benötigte halbe Liter abgekocht in meiner Spüle verschwanden. Ohne Worte.
Das Beispiel will sagen: Die Qualität des Leitungswassers in Deutschland ist top, superstreng kontrolliert und kann bedenkenlos getrunken werden – natürlich auch unabgekocht. Gruselmärchen über Hormone und andere Rückstände im Wasser sind im Umlauf, aber auch in Relation zu sehen. Minimalste Rückstände unterhalb jeglicher Grenzwerte mag es geben, aber was bewirken die Stoffe aus dem Plastik, die in das Flaschenwasser übergehen? Richtig dicht sind sie eh nicht. Man stelle eine verschlossene PET-Flasche eine Woche zusammen mit einer geschälten Zwiebel in den Kühlschrank. Der Geschmack wird sich bei vielen, vor allem billigen Flaschen, drastisch verändern. Nur Glasflaschen schützen das Wasser zuverlässig. Daher ist einer der wichtigsten Nachhaltigkeitstipps: Leitungswasser trinken! Ist immer verfügbar, kalt, sauber, verursacht keine Transportwege und keinen Plastikmüll. Wer auf Kohlensäure nicht verzichten mag, der kaufe sich einen handelsüblichen Wassersprudler. Die Kartuschen sind nach dem Pfandprinzip vielerorts gut erhältlich. Nur bitte beachten: Die Flaschen regelmäßig und gut reinigen! Sonst entstehen in ihnen schädliche Biofilme. Am besten sind Systeme mit hygienischen Glasflaschen.
Wenn es doch mal Wasser aus der Flasche sein soll, dann bitte Glas und aus der Region. Die grünen und klaren Flaschen, die es schon gefühlt ewig gibt, sind dabei diejenigen mit den kürzesten Transportwegen. Denn: Da die Papieretiketten im Zuge der Flaschenreinigung einfach getauscht werden, muss die Flasche nicht zurück zum Quellort, sondern kann bei jedem Hersteller wiederbefüllt werden, der diese Flaschen verwendet. Mit dieser Flaschensorte aus der Region spart man doppelt an CO₂ erzeugenden Transporten.