BEST PRACTICE: BIO-VEGANER LANDBAU – HOF WINDKIND

Manche Geschäftsideen scheinen ganz simpel. Doch man muss eben auf sie kommen. Ein Walnusshof in Deutschland ist keine Neuheit, doch in den letzten Jahrzehnten gibt es so gut wie keinen heimischen Anbau mehr. David und seine Familie haben sich mit dem alten Wissen über die gesunden Nüsse auseinandergesetzt und in kürzester Zeit den ersten bio-veganen Landwirtschaftsbetrieb Berlin-Brandenburgs auf die Beine gestellt. David hat uns im Interview über Hof Windkind, die Ideen dahinter und natürlich ganz viel über Walnüsse erzählt.

Hof Windkind – Ein Interview mit Neu-Unternehmer David


iChoc: Ihr bezeichnet euch selbst als Sozialunternehmen. Was zeichnet euren Hof Windkind als ein solches Unternehmen aus? Und was war eure Gründungsmotivation?

David: Wir haben den Anspruch, nicht nur Umsatz zu machen. Klar, wir müssen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten, sonst würde es uns gar nicht geben. Aber wir verfolgen keine reinen monetären Ziele, sondern wollen unseren Beitrag leisten, um die Welt ein wenig besser zu machen. Und das auf verschiedenen Ebenen, wie Nachhaltigkeit, soziales Engagement und faire Arbeitsbedingungen. Beispielsweise möchten wir erreichen, nicht nur CO2-neutral zu wirtschaften, sondern darüber hinaus sogar ein CO2-positiver Betrieb zu werden. Solche Ziele sind große Herausforderungen. Für uns stellen sie die beste Motivation dar, die es geben kann.

Walnüsse aus bio-veganem Anbau – was versteht man darunter? Ökologischer Landbau ohne Pestizideinsatz ist hinlänglich bekannt. Aber wie können denn Walnüsse nicht vegan sein?

Die Walnuss an sich ist natürlich vegan. Obst- und Gemüseanbau werden aber nur selten außerhalb des Kreislaufs der Nutztierhaltung hergestellt. Wer Nutztiere hält, muss selbstverständlich auch die anfallenden Exkremente in den Boden zurückführen. Bei uns entfällt das. Wir düngen unser grünes Paradies ausschließlich mit pflanzlichem Material. Mit Gras, Wildkräutern, Laub und Stroh. Auch Produkte tierischer Herkunft, wie Gülle, Hornmehl etc., kommen für uns nicht in Frage.
Als erster bio-veganer landwirtschaftlicher Betrieb in Berlin-Brandenburg nehmen wir die Herausforderung an!

In puncto Walnussanbau spielt Deutschland keine große Rolle mehr, der Hauptanteil der weltweiten Ernte kommt aus den USA. Früher war das anders. Was ist im Laufe der letzten 100 Jahre passiert, dass uns der Walnussbaum hierzulande abhanden gekommen ist?

Vor 100 Jahren gab es in Deutschland noch einen relativ starken Bestand an Walnussbäumen. Da sich das Walnussholz jedoch für die Herstellung von Gewehrkolben eignete, wurden während des ersten und zweiten Weltkrieges viele Walnussbäume gefällt, aber nicht mehr nachgepflanzt. Von daher findet man heute eher Solitärbäume, oft stehen sie vor dem Hof.
Wir wissen aber, dass wir qualitativ problemlos mit den Importnüssen aus Kalifornien, Chile etc. mithalten können.

Warum gerade Walnüsse? Habt ihr eine persönliche Vorliebe für die aromatischen Nüsse oder seht ihr eher ihre gesundheitlichen Vorteile? Wie kamt ihr auf die Idee, ausgerechnet Walnüsse anzubauen?

Nachhaltigkeit ist für uns in der Familie immer ein großes Thema und Walnüsse haben immer schon einen festen Platz auf unserem Speiseplan gehabt. Weil sie lecker und ausgesprochen gesund sind. Der eigentliche Auslöser war aber, dass wir irgendwann festgestellt haben, dass Walnüsse fast ausschließlich importiert werden müssen. Zum Teil durchqueren sie die halbe Welt, bis sie bei uns ankommen. Wir wollten das ändern und haben den Entschluss gefasst, es selbst in die Hand zu nehmen. Und wenig Zeit – und viel Arbeit – später standen dann schon unsere ersten 500 Bäume.

Beschreibe doch mal den Arbeitsalltag auf einem Walnusshof. Was muss man mit den Bäumen alles anstellen, damit sie gut gedeihen? Und wie viele Bäume habt ihr zu bewirtschaften?

Früh aufstehen – die gute Luft genießen – nach Plan loslegen – und täglich feststellen, dass jeder Baum eine Extrabehandlung haben will. Bei über 500 Bäumen kommt da schon einiges an Arbeit zusammen. Beispielsweise erhält jeder Baum eine Baumscheibe aus Heu und Stroh, die mehrmals im Jahr aufgetragen wird. Auch die Pflege und Mahd der Wiese beansprucht viel Zeit. Letztendlich gibt es in jeder Jahreszeit etwas zu tun, auch wenn die meiste Arbeit während der Ernte anfällt.

Ihr unterstützt mit euren Einnahmen das soziale Projekte „Bäume für die Zukunft“. Worum geht es dabei?

Das Projekt „Bäume für die Zukunft“ wird durch die Naturfreunde Senegal umgesetzt. In der Region zwischen Koungheul (Senegal) und Janjanbureh (Gambia) werden in mehreren Dörfern insgesamt 900 Obstbäume gepflanzt, in die Obhut von Familien und Schulen übergeben und durch Zäune vor Weidetieren geschützt.
Den Frauen kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu, da sie traditionell vielfältige Aufgaben in der Landwirtschaft, der Viehhaltung sowie in Haushalt und Familie einnehmen. So wird ein mehrteiliger Workshop nur für Frauen organisiert, bei dem neben der Vermittlung von Wissen viel Platz für den gegenseitigen Austausch, für die Reflexion der Rolle der Frauen in der Landbewirtschaftung und für die gemeinsame Entwicklung von Strategien für eine Verbesserung der Lebenssituation in den Dörfern eingeräumt wird.

Die Ziele des Projekts sind eine nachhaltige Pflege des angepflanzten Baumbestandes durch die Bevölkerung, die Sensibilisierung der Bevölkerung in der Projektregion im Hinblick auf die Folgen einer nicht nachhaltigen Landbewirtschaftung und die Stärkung der Rolle von Frauen, u.a. durch Vermittlung von Wissen im Bereich Baumpflege sowie Verarbeitung und Vermarktung von Obst.

Für jedes Kilogramm Walnüsse, was wir verkaufen, fließen 30 Cent direkt in das Projekt.

Neben den Nüssen in eurem Onlineshop kann man bei euch auch eine Baumpatenschaft übernehmen. Wie funktioniert das?

Mit einer Baumpatenschaft unterstützt man uns, aus einem kleinen Baum einen großen, prächtigen Walnussbaum heranzuziehen. Der Baumpate kann seinem Baum einen Namen geben, erhält ein Foto und eine Urkunde. Und natürlich kann er seinen Baum jederzeit besuchen. Dabei dauert Deine Verpflichtung immer jeweils ein Jahr.
Und das schöne dabei: Als Baumpate bekommt man schon in der ersten Saison 8 kg Walnüsse, und auch ab dem 2. Jahr erhält man für die gesamte Lebenszeit des Baumes den reservierten Anteil zum Vorteilspreis.

Wie sehen eure nächsten Pläne aus? Soll es bei Walnüssen bleiben oder wollt ihr in Zukunft noch andere Nüsse anbauen. Oder vielleicht Obst?

Wir haben viele Ideen und erhalten auch jede Menge an interessantem Input von unseren Kunden. Haselnüsse stehen auf unserer Liste definitiv ganz oben, soviel dürfen wir schon verraten.

Hier gibt’s weitere Infos und Walnüsse: www.hofwindkind.com

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