Wenn man für eine Sache brennt, möchte man dafür eintreten und sein Wissen mit anderen teilen. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, euch bei einer Tierrechtsorganisation zu engagieren, die auf professionelles Infomaterial zurückgreifen und mit großen Aktionen Aufmerksamkeit erregen kann? Ein gutes Beispiel ist PETA mit seiner Jugendkampagne PETA ZWEI. Wir haben mit Streetteam-Betreuerin Alina Langenhorst über die Arbeit in der Organisation gesprochen.
Was ist PETA?
PETA – diesen Namen haben die meisten von uns natürlich schon gehört. Und auch außerhalb der veganen Szene ist die Vereinigung mit dem korrekten Namen „People for the Ethical Treatment of Animals“ ein Begriff, handelt es sich bei ihr immerhin um die bekannteste und größte Tierrechtsorganisation der Welt. Gegründet und ausgegangen von den USA wird PETA mittlerweile von mehr als 9 Millionen Menschen aktiv unterstützt. Der deutsche Arm der Organisation besteht seit 1993. Die Mitglieder unterstützen die Arbeit der Organisation aktiv mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen. So klären etwa Wissenschaftler über die Folgen der Tiernutzung für Mensch und Umwelt auf. Auch Prominente nutzen ihre Medienwirksamkeit für aufsehenerregende Kampagnen, wie etwa die vegane Konditorin und Aktivistin Katharina Kuhlmann. Berühmt ist PETA auch für seine spektakulären Aktionen in der Öffentlichkeit, die Druck auf Verantwortliche in Wirtschaft und Politik ausüben.
Unsere Gesprächspartnerin
Die 26-jährige Alina Langenhorst lebt bereits seit ihrer Schulzeit vegan und unterstützt PETA seitdem aktiv in der Streetteam-Arbeit. Nach einem Freiwilligen Ökologischen Jahr und diversen Jobs für PETA ist sie seit nunmehr dreieinhalb Jahren als festangestellte Streetteam-Betreuerin für Aktive in ganz Deutschland zuständig. Sie unterstützt die Streetteams der unterschiedlichen Städte bei ihrer Arbeit und ist zusammen mit einer Kollegin das Bindeglied zwischen PETA und den Freiwilligen der Jugendkampagne PETA ZWEI. Im Interview hat sie uns viele spannende Einblicke in die Arbeit von PETA und PETA ZWEI gegeben…
+++ Interview mit Alina Langenhorst +++
Die Jugend ist vielen Vereinen besonders wichtig. Bei PETA ist der Nachwuchs so zentral, dass die Organisation mit PETA ZWEI gleich eine eigene Jugendabteilung ins Leben gerufen hat. Beschreibe doch mal die Bedeutung der Jugend für PETA.
Alina Langenhorst: PETA ZWEI ist die Jugendkampagne von PETA. Wir möchten mit dieser Kampagne besonders junge Menschen ansprechen und ihnen das Wissen vermitteln, das für sie relevant ist. Junge Menschen sind unsere Zukunft und werden maßgeblich an den zukünftigen gesellschaftlichen Veränderungen teilhaben. Deshalb ist es uns wichtig aufzuzeigen, wie einfach sie im Supermarkt nebenan vegan einkaufen können, welche Sneaker cool aussehen und gleichzeitig tierleidfrei sind oder dass es im PETA ZWEI Streetteam nebenan viele Gleichgesinnte gibt, bei denen man einfach mal vorbeischauen kann, um bei zukünftigen Aktionen oder Infoständen dabei zu sein.
Wie hoch ist denn das Mindestalter, um bei PETA ZWEI mitzuarbeiten? Muss ich ab einem bestimmten Alter in die Mutterorganisation wechseln?
Alina: Alle Menschen, die sich bei uns wohlfühlen und sich für Tierrechte einsetzen möchten, sind willkommen sich in den freiwilligen PETA ZWEI Streetteams aus der Umgebung umzuschauen, auf unser PETA ZWEI-Website zu informieren und unseren Social-Media-Kanälen von PETA ZWEI zu folgen. Das PETA ZWEI-Material richtet sich in seinem Stil und seiner Sprache zwar besonders an junge Menschen, Altersbegrenzungen gibt es aber nicht. Bei unter 14-Jährigen brauchen wir bei Aktionen aber die Einverständniserklärung der Eltern für Fotos und selbstverständlich ist es erst ab 18 Jahren möglich, bei Aktionen in Unterwäsche mitzumachen.
Wie unterscheidet sich denn die Arbeit von PETA ZWEI im Gegensatz zu PETA? Aufsehenerregende Aktionen kennen wir ja von beiden Gruppen…
Alina: Da PETA ZWEI eine Kampagne von PETA ist, kann die Arbeit nicht voneinander getrennt werden. Es gibt bei PETA kein eigenes Team für PETA ZWEI, sondern wir haben beispielsweise das Action-Team, in dem ein Kollege nur für die Umsetzung von PETA-Aktionen zuständig ist und beispielsweise mich für die Betreuung unserer freiwilligen PETA ZWEI Streetteams. Trotzdem bin ich auch für Projekte wie die Planung von Großaktionen von PETA mit zuständig. Mit unserer Kampagne PETA ZWEI gehen wir beispielsweise auf Konzerte und Festivals, um mit PETA ZWEI-Material junge Menschen auf Tierrechtsthemen aufmerksam zu machen. Manche Streetteams zeigen gerne Haut und Kunstblut auf Aktionen, wie man es von klassischen PETA-Aktionen kennt. Andere machen lieber Infostände in den Innenstädten und verteilen vegane Plätzchen. Die PETA ZWEI Streetteams können den Stil ihrer Aktionen selbstständig bestimmen, deshalb ist es schwierig, klare Unterschiede zwischen PETA und PETA ZWEI-Aktionen auszumachen.
Die Streetteams sind das Herzstück von PETA ZWEI. Was macht ihr genau? Muss ich mich regelmäßig in die Fußgängerzone oder auf Demos begeben, oder kann ich auch im Hintergrund unterstützen?
Alina: Die freiwilligen PETA ZWEI Streetteams planen in ihren Städten selbstständig Aktionen zu Tierrechtsthemen und werden dafür von PETA mit Materialien und Know-How unterstützt. Jeden Monat gibt es eine Monatsmission, die von den Streetteams mit den vorgeschlagenen Materialien umgesetzt werden können. Die Leitungen können aber auch all unsere Demomaterialien einsehen und mit ihrem Team vor Ort selbst kreativ werden. Wir stehen regelmäßig im Austausch mit allen Streetteam-Leitungen und organisieren beispielsweise Webinare zu inhaltlichen Themen und einen jährlichen Workshop mit allen Leitungen.
Die Hauptarbeit der Streetteams bezieht sich auf Aktionen und Infostände in ihrer Stadt. Natürlich kann auch bei der Vorbereitung zum Beispiel beim Basteln von Demoutensilien geholfen werden. Aber auch bei Demos gibt es ganz verschiedene Aufgaben. Man kann aktiv ins Gespräch mit Passant:innen gehen und Reden halten, aber auch ein Schild halten oder eine Verkleidung tragen, um Teil des Demobilds zu sein.
Zeit ist ja in unserer stark durchgetakteten Welt leider immer ein Hemmnis für viele, sich neben Schule, Studium, Job und Freizeitaktivitäten zusätzlich noch ehrenamtlich zu engagieren. Wie viel Arbeit kommt auf mich zu, wenn ich euch beim Streetteam unterstützen möchte – kann man das etwa in Stunden angeben oder kann sich jeder einbringen, wie er es schafft?
Alina: Als Teamer:in eines Streetteams entschiedet jede:r selbst, wie viel Zeit da ist, um bei Aktionen zu unterstützen. Wichtig ist nur das zuverlässige Zu- und Absagen bei Veranstaltungen, damit die Leitung vor Ort gut planen kann. Manche Streetteams bestehen aus mehreren Leitungen, sodass wöchentlich eine Demo organisiert wird, andere machen einmal im Monat eine Aktion. Auch die Arbeitsaufteilung in den Streetteams sieht je nach Stadt unterschiedlich aus. Am besten also einfach mal beim nächsten Stammtisch des Streetteams in der Nähe vorbeischauen.
Wenn man etwas erreichen will, ist ein guter Teamzusammenhalt wichtig. Wie schaut es bei PETA ZWEI aus, unternehmt ihr auch abseits der Arbeit für die Organisation etwas gemeinsam, z. B. Fahrten? Kann ich schnell neue Kontakte knüpfen, wenn ich bei euch mitmache?
Alina: Viele der freiwilligen PETA ZWEI Streetteams machen gemeinsame Ausflüge auf vegane Straßenfeste oder zu Lebenshöfen und gehen nach Aktionen gemeinsam essen. So entstehen auch häufig Freundschaften unter Gleichgesinnten. Bei jeder Aktion gibt es die Chance, Menschen kennenzulernen, die für das gleiche Ziel kämpfen.
Eine Frage zur Pandemiezeit: Wie hat sich der Stillstand durch Lockdowns etc. auf die Arbeit von PETA ZWEI ausgewirkt? Ich stelle mir vor, dass ihr in Bezug auf Demos und Aktionen mit einigen Stolpersteinen zu kämpfen hattet. Hat es eure Unterstützer abgeschreckt und habt ihr Mitglieder verloren oder gab es gerade aufgrund der besonderen Situation sogar noch mehr Zulauf?
Alina: Während der Pandemie mussten wir kreativ werden und uns Alternativen zu klassischen Straßenaktionen überlegen. Es gab verschiedenste Möglichkeiten online aktiv zu werden, aber natürlich auch die Möglichkeit, Banner an Balkone zu hängen oder Kreidebotschaften zu hinterlassen. Natürlich wurde es auf diese Art schwerer, neue Leute für die Streetteamarbeit zu gewinnen. Wir merken aber jetzt, dass der Zulauf deutlich ansteigt, wo wieder mehr möglich ist.
Die Jugend ist heute wieder viel aktiver als noch vor einigen Jahren, Stichwort Klima und Fridays for Future. Vernetzt ihr euch als Organisationen untereinander?
Alina: Viele Streetteams haben auf Demos von Fridays for Future Reden gehalten und vor Ort mitdemonstriert. Unser inhaltlicher Fokus lag darauf zu kommunizieren, dass Klimaschutz nur vegan geht. Immerhin geht die neuste Studie davon aus, dass 20 % der Treibhausgase aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung stammen. Den Streetteams war es sehr wichtig hier zu vermitteln, dass wir alle jeden Tag drei Mal die Wahl haben und uns bei unseren Mahlzeiten immer für eine tier- und umweltfreundliche Möglichkeit entschieden können. Grundsätzlich sind wir also offen für eine Zusammenarbeit mit Organisationen, die die gleichen Ziele verfolgen wie wir.
Abschließende Frage – Wie schätzt ihr die Entwicklung von PETA ZWEI in nächster Zeit ein?
Alina: Wir freuen uns über den durchgehenden Anstieg an Streetteam-Neugründungen und darüber, dass nun endlich wieder viele Straßenaktionen stattfinden können. Zusätzlich hoffen wir darauf, bald wieder mit allen Streetteam-Leitungen zusammenkommen zu können, um gemeinsam zu brainstormen, kreativ zu werden und uns persönlich noch besser kennenzulernen.
Vielen Dank für dieses sehr informative Gespräch, liebe Alina!
Wer nun Interesse bekommen hat, selbst aktiv zu werden, der findet hier weitere Informationen:
www.petazwei.de
www.facebook.com/petazwei