Seit einigen Monaten rückt das Thema plastikfrei einkaufen auch in das Blickfeld der Menschen, die mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz zuvor wenig am Hut hatten. Warum gibt es die kleinen Tütchen bei DM, Tchibo und Co. nicht mehr gratis, warum läuft alle Welt plötzlich mit Leinenbeutel und Körbchen durch die Gegend? Die Diskussion um die Verbannung der kostenlosen Plastiktüten aus dem Handel ist immer noch in vollem Gange und schwankt zwischen Stimmen für eine Selbstverpflichtung des Handels oder gar einer gesetzlichen Lösung. Aber nicht nur die Tüte macht Müll und bedroht die Weltmeere und unsere Gesundheit. Der tägliche Verpackungsmüll im Supermarkt ist unvorstellbar – und kann reduziert werden!
Warum plastikfrei einkaufen?
Plastik ist praktisch, keine Frage. Das dünne Material ist leicht, lässt sich problemlos der Form eines Produktes anpassen und hat hygienische Vorteile. Ohne uns viele Gedanken darüber zu machen, packen wir unser Obst und Gemüse in kleine Tütchen im Supermarkt und kaufen Nudeln, Gewürze und alles was es sonst noch gibt ganz selbstverständlich in Plastik verpackt. Doch der unreflektierte Umgang mit dem Wundermaterial hat fatale Folgen.
Schon die Produktion ist schmutzig, so wird das knappe Erdöl benötigt, das umweltschädigend abgebaut wird. Haben die Tütchen dann ihren Sinn erfüllt, landen sie im Müll und über Flüsse, Wind oder direkt von den Schiffen geworfen in die Weltmeere. Fische und andere Meerestiere verheddern sich in den Plastikgroßteilen oder verschlucken kleinere Objekte und verenden grausam. Die Meere sind mit Plastikmüll aller Art überfüllt, nicht immer für das Auge sichtbar und leider schon viel zu oft bis in die Tiefsee vorgedrungen. Eine besondere Gefahr stellt auch sogenanntes Mikroplastik dar, das z. B. in Kosmetikprodukten wie Peelings vorkommt. Es gelangt über die Meerestiere in die Nahrungskette und bestraft letzten Endes den Verursacher und größten Umweltsünder aller Zeiten selbst: den Menschen. Welche Krankheiten durch Bisophenol A usw. im Körper entstehen können, möchte man sich lieber nicht vorstellen…
Das Schlimme daran: Der Müll bleibt. Die Eigenschaft der Widerstandsfähigkeit, wodurch das Material Plastik so beliebt geworden ist, spielt nun seinen schwarzen Peter aus und macht es sich in unseren Meeren bequem, ohne zu vergehen. Ein dünnes Tütchen ist da noch harmlos, nach „schon“ etwa 10 bis 20 Jahren ist es im Meer aufgerieben. Die PET-Flasche bewohnt unsere Wasserwelt für ganze 450 Jahre! Und wenn man sie doch herausfischt, wohin dann damit? Recycling lässt sich nicht bis zu einem unendliche Grad wiederholen, irgendwann ist auch beim Plastik Schluss…
Plastikfreie Läden – wie geht das?
Die beste Möglichkeit, das Material zu vermeiden, dass der Menschheit Segen und Fluch zugleich ist, ist ein Einkauf in einem plastikfreien Laden. Davon gibt es derzeit etwa 20 in Deutschland, weitere sind im Aufbau. Auch gibt es eine Reihe an Bioläden und anderer Geschäfte, die zumindest ein verpackungsreduziertes Angebot haben. Eine Zusammenstellung von Adressen findet ihr beim Nachhaltigkeitsportal utopia.de.
Wer das Glück hat, einen plastikfreien Laden in der Nähe zu haben, sollte sich Behälter wie Schraubgläser, Leinenbeutel, Fläschchen, Dosen etc. schnappen und das Prinzip Einkauf mal ganz neu erleben. Oder besser gesagt uralt, wie es zu Tante Emmas Zeiten noch war. Zu Beginn werden die eigenen Gefäße gewogen und mit dem Eigengewicht etikettiert, damit man auch nur die gekaufte Ware bezahlen muss. Anschließend kann man sich selbst nach Herzenslust an großen Spendern bedienen, die zumeist an den Wänden angebracht sind. Hier gibt es alles lose – von Nudeln oder Gewürzen bis hin zu verderblichen Waren wie Käse, der z. B. in Papier eingeschlagen wird. Auch Waschmittel und andere Pflegeprodukte gibt es, je nach Angebot, verpackungsfrei. Neben der absoluten Müllvermeidung hat das Prinzip einen weiteren entscheidenden Vorteil: Man kann sich genau die Mengen abfüllen, die man benötigt und schiebt damit dem Thema Lebensmittelverschwendung einen Riegel vor. Neben Foodsharing eine der besten Lösungen in Zeiten, in denen etwa 30 % aller Lebensmittel sinnlos weggeworfen werden.
Es gibt auch bereits ein paar plastikfreie Online-Shops. Den Anfang in Europa machte plasno.de. Hier und in vergleichbaren Shops kann man vieles, was man für Haushalt, Arbeit, Freizeit oder die Kids benötigt, plastikfrei erstehen. Leider gibt es keine Lebensmittel…
Tipps zum verpackungsfreien Einkauf ohne plastikfreie Läden
Die meisten plastikfreien Läden befinden sich bisher logischerweise in Zentren wie Berlin oder München, es gibt aber auch einige ambitionierte Ausreißer in kleineren Städten. Doch die Zahl der Läden ist, wie gesagt, noch sehr überschaubar, weshalb nicht jeder dort einkaufen kann, der die plastikfreie Idee unterstützen und leben möchte. Doch es gibt auch eine Vielzahl an Tipps, die den Einkauf im ganz normalen Supermarkt ohne viel Aufwand verpackungsärmer gestalten können.
Im Supermarkt Produkte ohne Plastik suchen. So z. B. Joghurt im Glas statt im Becher, Nudeln im Pappkarton und unverpacktes Gemüse und Obst nicht in extra Tütchen packen. Mittlerweile gibt es auch in einigen großen Ketten wieder Papiertüten. Einfacher hat man es zumeist auf dem Wochenmarkt, wo die Händler gegenüber selbst mitgebrachten Behältnissen zumeist kulanter reagieren.
Beim Bäcker auf Plastiktüten verzichten, Papiertüten einfordern oder bestenfalls selbst Leinenbeutel für Brötchen und Brote mitbringen.
Wasser aus der Leitung hat in Deutschland zumeist hervorragende Qualität. Der Kauf von Plastikflaschen ist teuer und umweltschädigend.
Kosmetikartikel unbedingt ohne Mikroplastik! Auf der Packung nach Begriffen wie Polyethylen, Polypropylen, Polyamid und Polyethylenterephtalat suchen. Es gibt Listen im Netz, wie z. B. vom BUND, die betroffene Produkte auflisten. Auch spezielle Smartphone-Apps sind hilfreich.
Daneben gibt es weitere Spezialprodukte, wie etwa plastikfreie Zahnbürsten. Zudem sollte man Seife am Stück bevorzugen, die im Gegensatz zur Flüssigseife nur selten in Plastik verpackt verkauft wird.
Fazit: Die Liste der Tipps lässt sich noch viel weiter verlängern, denn meistens sind es nur einige kleine Veränderungen, die einen Einkauf plastikärmer oder sogar -frei gestalten können. Wichtig ist, dass das Thema Plastikproblem möglichst viele Menschen erreicht, um ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken. Dazu ist noch viel mehr Aufklärungsarbeit nötig. Aber Diskussionen wie um das Verbot der kostenlosen Plastiktüte geben wichtige Impulse und bringen das Thema in die Öffentlichkeit.
iChoc leistet seinen eigenen Beitrag, indem wir bei der Verpackung unserer Schokolade gänzlich auf Plastik verzichten. Wir verwenden eine Folie, die aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und komplett kompostierbar und ökologisch abbaubar ist.