Wie vegan lebt
Deutschland 2020?

Eine sehr gute Nachricht erreicht uns aus dem Reich der Zahlen und Statistiken: Der Vegane Trend in Deutschland ist weiterhin ungebrochen auf dem aufsteigenden Ast! Mehr noch, trotz und vielleicht gerade durch die letzten Monate der Corona-Krise geht er sogar regelrecht durch die Decke. Was sind die Gründe dafür? Wir checken für euch die veganen Fakten 2020.

Wer lebt vegan in Deutschland?

Beim ersten Blick auf die Zahlen wird klar: Veganismus in Deutschland hat sich in den letzten Jahren aus seiner belächelten Nische herausbewegt und ist zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Wie lässt sich sonst erklären, dass bereits etwa 1,3 Millionen Menschen hierzulande vegan leben? Zum Vergleich: 2008 waren es erst 80.000 – was für ein Anstieg! Und der Gesamtanteil an vegetarisch und vegan lebenden Menschen in Deutschland beträgt sogar stattliche 8 Millionen Menschen, knapp 10 % der Bevölkerung! Oder anders gesagt: Täglich kommen in Deutschland 200 neue Veganer*innen und sogar 2.000 neue Vegetarier*innen hinzu! Seit 2010 hat sich ein jährliches Wachstum dieser Personengruppe um 15% eingestellt. Etwa 10 Millionen weitere Deutsche könnten sich derzeit vorstellen, Veganer*in zu werden. Sie werden jedoch aktuell noch durch verschiedene Vorbehalte daran gehindert, wie etwa Bequemlichkeit im Alltag, Kosten oder Sorge vor Nährstoffmangel. Auch mögen einige nicht auf den Geschmack von Fleisch verzichten.

Und wie sehen prototypische Veganer*innen in Deutschland aus? Das Meinungsforschungsinstitut Skorpos ermittelte 2018 in einer Stichprobe, dass der vegan lebende Mensch in Deutschland zumeist weiblich (81 %), zwischen 20 und 39 Jahren alt (60 %) sowie hochgebildet (70 %) ist. Natürlich bestätigen hier mannigfaltige Ausnahmen die Regel. Und so unterschiedlich wie diese Ausnahmen sind auch die Gründe für ein Leben ohne tierische Produkte.

Warum lebt man vegan?

Der wichtigste Grund, ein veganes Leben zu führen, ist ganz eindeutig der Tierschutz. Rund 60 % der Vegetarier*innen und Veganer*innen wollen Massentierhaltung und das Leben für die Pfanne nicht mehr unterstützen. Weitere Motivationen sind der Umwelt- und Klimaschutz sowie die aktuelle Situation der Welternährung, die immer mehr mit dem großen Problem der Ressourcenknappheit zu kämpfen hat. Brennende Stichworte sind hier Lebensmittelverschwendung, CO2-Ausstoß bei der Viehzucht, (Regenwald-) Rodungen, Wasserverschwendung und Überfischung der Meere. Etwas überraschend: Mit einem nur recht geringen Anteil von 8 % ist die eigene gesunden Ernährung der Hauptgrund für den veganen Lebensstil.  

Die letzten Monate im Schatten der Corona-Pandemie haben den Beweggründen, vegan leben zu wollen, noch weitere Facetten hinzugefügt. Zumindest in puncto Fleisch lässt sich durch breitere Schichten der Bevölkerung ein deutlich geringerer Appetit auf dieses Nahrungsmittel feststellen. Grund sind hier vor allem die skandalösen Zustände in den fleischverarbeitenden Betrieben. Die schon seit Jahren bekannten aber nur wenig im öffentlichen Bewusstsein wahrgenommenen Missstände haben, befeuert durch die Fallzahlen an Covid-Infizierten, an Fahrt aufgenommen. Dass hier nicht nur Tiere, sondern auch Menschen skandalös schlecht behandelt werden, hat bei vielen einen kollektiven Würgereiz ausgelöst. Und ein Umdenken in der Bevölkerung ist nicht nur in den kundgetanen Meinungen zu spüren, auch die konkreten Verkaufszahlen in den Supermärkten zeigen einen tiefgreifenden Wunsch nach Wandel und einer besseren, gesünderen Ernährung an.

Corona-Zeiten:
Vegan-Trend geht durch die Decke

Seit vielen Jahren ist ein sehr positiver Trend im Bereich veganer Produkte zu verzeichnen. Der Marktanteil von pflanzlichen Milchalternativen ist hierbei das Zugpferd. Etwa 10 % der „Milch“ in Deutschland kommt bereits nicht mehr aus dem Euter, wobei die Zahlen ungebrochen stark steigen. Der Umsatz mit Fleischersatzprodukten fällt gegenüber herkömmlichen Fleischprodukten zwar noch deutlich geringer aus. Vergleicht man diesen relativ kleinen Wirtschaftszweig jedoch mit dem konventionellen Fleischsektor, fällt auf, dass das weltweite Wachstum der Alternativen mit 25 % prozentual gesehen jedoch enorm höher ist (Fleischindustrie 6 %).

Vegane Lebensmittel boomen. Beim Gang durch den Supermarkt hilft uns bei der Orientierung das „V“-Label mittlerweile an deutlich mehr Ecken als noch vor Kurzem. Deutschland ist hier Spitzenreiter: Rund 15 % der neuen Produkte im Geschäft tragen bereits bei Markteinführung ein „V“-Label. Zusammen mit der wachsenden Zahl an veganen Restaurants, Messen, Events, Kochbüchern u. v. m. lässt sich nun eindeutig festhalten: Veganismus ist in Deutschland angekommen und keine kurzzeitige Modeerscheinung. Hier zeigt sich stattdessen ein langfristiger Wandel in der Wirtschaft und unserer Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Aber in Zeiten von Corona? Alle Messen und andere Veranstaltungen abgesagt, Restaurants schreiben rote Zahlen – wird’s bald wieder vorbei sein mit der „Weltverbesserei“? Die Umsatzzahlen sprechen eine andere Sprache. Einige Hersteller konnten in den letzten Monaten sogar Wachstumsraten von bis zu 100 % verzeichnen. Mittlerweile lässt sich ohne Abstriche sagen: Es gibt keine Lebensmittelhersteller, Zulieferer usw., die das Thema Veganismus heute noch ausklammern können. Das lässt auf einen tiefgreifenden Wandel in der Lebensmittelindustrie hoffen. Schon jetzt wird hier weitergedacht. Um klassisch vegane Rohstoffe wie Soja bald auch regional in Deutschland erzeugen zu können, laufen bereits erste Pilotprojekte.

Schlussendlich: An einer weltweit grassierenden Pandemie lässt sich wohl wirklich nichts Positives finden. Doch die Krise trägt im Nachhinein durchaus dazu bei, Missstände aufzudecken und Althergebrachtes zu hinterfragen. Die Hoffnung bleibt, dass diese Gedanken bleiben, wenn Corona geht.

 

Quellen:

  1. https://www.skopos-group.de/news/13-millionen-deutsche-leben-vegan.html 
  2. https://www.careelite.de/veganismus-statistiken-fakten/
  3. https://veggieworld.de/zahlen-fakten-vegan-trend-deutschland/
  4. https://www.augsburger-allgemeine.de/geld-leben/Mehr-Appetit-auf-vegetarisches-und-veganes-Essen-id58010476.html

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