Was nascht man eigentlich in… Großbritannien?

Wir schauen mal wieder serienmäßig über den süßen Tellerrand und wollen heute wissen: Was nascht man denn eigentlich in Großbritannien? Wenn man sich an den Süßwarenregalen des vereinigten Königreichs umschaut, kommt schnell die Vermutung auf, dass Zahnmediziner*in auf den Inseln ein lukrativer Job ist. Schokolade, Weingummi oder Gebäck – die Briten mögen süße Snacks zu jeder Tageszeit. Welche veganen Süßwaren es in Großbritannien gibt, haben wir für euch gecheckt.

Süßer Zahn im UK

Bewohner*innen von Großbritannien mögen es deftig, salzig und fettig. Ob das Klischee vom schlechten Wetter der Grund ist, warum man sich gerne mal was auf dem Teller gönnt – man weiß es nicht. Auf den zweiten Blick jenseits von Fish & Chips u. a. frittiertem Convenience Essen bemerken wir jedoch auch eine ausgesprochene Liebe fürs Süße bei englischen, schottischen, walisischen und nordirischen Bürger*innen. Klassische Süßwaren sind zumeist sehr englisch geprägt, können oft auf lange Herstellungstraditionen zurückblicken und sind überall im United Kingdom zu bekommen. Aber es gibt auch den einen oder anderen landestypischen Klassiker. Ein Riesenthema ist vor allem Schokolade.

Britische Schokolade:
Von Kommerz bis High-Class

Schokolade ist ein großer Liebling der Brit*innen. Und an welchem Namen kommt man da natürlich nicht vorbei? Richtig, Cadbury Chocolate. Was 1824 in einem kleinen Laden in Birmingham begann, ist heute ein Weltkonzern. Jede*r in Großbritannien kennt diesen dominierenden Anbieter einer unglaublichen Bandbreite von Schokoriegeln und diversen Schoko-Naschereien. Die Marke bietet in erster Linie süße Milchschokoladen an, mit der dunklen Linie Bournville Chocolate sind aber auch ein paar vegane Produkte erhältlich.

Neben dieser günstigen Allerweltsschokolade gibt es aber auch sehr hochwertige Marken, wie beispielsweise die Fairtrade-Company Divine oder den Bio-Schokoladenhersteller Green & Black’s. Letzterer gehört mittlerweile leider zum Mega-Lebensmittelkonzern Mondelez – so wie übrigens auch Cadbury. Völlig unabhängig von großen Konzernen agieren Spitzenchocolatiers wie z. B. Duffy’s oder der preisgekrönte Bean-to-bar Hersteller Willie’s Cacao, der auch viel in vegan anbietet.

Und auch einen Griff in die Brit-Kult-Kiste wollen wir euch nicht vorenthalten: die berühmte Terry’s Chocolate Orange. Es handelt sich um eine dicke Kugel in Orangenoptik, die sich aus losen, fein gemusterten Segmenten zusammensetzt. Diese naturgetreue Schokoorange besteht – natürlich – aus Orangenschokolade und ist einfach nur very british.

Weingummi, Bonbons & Co.

Jetzt geht’s an Zucker pur. Die Vielfalt ist sehr groß, bunt und sortenreich. Klassiker: Englische Weingummis. Sie enthalten Weinsäure statt Zitronensäure, aber sind natürlich absolut alkoholfrei. Die Marke Maynard Bassets ist hier ein klassischer Vertreter mit Erfahrung seit dem 19. Jahrhundert. Allerdings waren es früher zwei eigenständige Marken, die wiederum von Cadbury aufgekauft wurden und nun auch zu Mondelez gehören. Fruchtdragees gibt’s z. B. von Rowntrees (ebenfalls seit dem 19. Jahrhundert, mir veganer Linie und mittlerweile in der Hand von Nestlé). Lakritz ist vor allem in bunten Mischungen beliebt, wie wir es hierzulande aus der Haribo-Mischung Konfekt kennen. Die Brit*innen bevorzugen Licorice Allsorts-Mischungen, ebenfalls von Maynard Bassets.

Dazu kommen weitere Kau- und Lutschfreuden wie unzählige Bonbonsorten, Minzpastillen, Toffees sowie Fudge – das sind mal festere, mal weichere Butter- / Sahnekaramellen.
Insgesamt fällt auf: Auf den britischen Inseln sind bei Zuckerwaren extreme Geschmäcker beliebt. Extrem saure Süßigkeiten finden sich neben salzigen, sehr süßen aber auch scharfen Varianten.

It’s Tea Time: Gebäck

Grade zur traditionellen Tea Time darf es auch mal etwas mehr sein als nur ein kleines Bonbon. Neben herzhaften Sandwiches kommt hier vor allem Teegebäck auf den Tisch. Der ewige Klassiker Scones wird am liebsten mit üppiger Clotted Cream und Konfitüre bestrichen gegessen. Aber auch das schottische Mürbeteiggebäck Shortbread ist sehr beliebt. Ein traditioneller Produzent ist die schottische Marke Walkers, die seit Ende des 19. Jahrhunderts die butterigen, leicht salzigen Krümelplätzchen herstellt. Ebenfalls aus Schottland stammen die sogenannten Digestive Biscuits der Marke McVities (est. 1839), die mit wenig Zucker, dafür aber zur Verbesserung der Verdauung, von Ärzten entwickelt wurden. Traditionell in Tee getunkt schmecken sie auch heute noch. Und seit einer Rezepturänderung 2019 in vegan sogar noch besser.

Auch Kuchen sind im UK beim Nachmittagstee gerne auf dem Teller. Ob Crumble, Apple Pie oder direkt der üppige Victoria Sponge Cake (eine Art Naked Cake mit Sahnecreme und frischen Früchten) – die Auswahl ist groß.

Veganes Naschen auf dem Vormarsch

Wie ihr schon gelesen habt – von vielen britischen Süßwaren existieren bereits vegane Varianten. Aber auch das Umstellen einer Traditionsmarke wie McVities auf eine vegane Basisrezeptur ist eine tolle Entwicklung auf den Inseln. Ein Grund ist hier natürlich der vegane Trend, der ähnlich wie in Deutschland nach wie vor ungebrochen und auf dem Vormarsch ist. So fanden zwischen 2017 und 2018 sogar 14 % der weltweiten neuen veganen Markteinführungen in Großbritannien statt – nur Deutschland konnte dies mit 15 % toppen. Auch die Zahl der Veganer*innen ist im EU-Vergleich groß – bereits 2017 lebte hier 3 % der Bevölkerung rein pflanzlich (in Deutschland 1 %). Städte wie London und Dublin gelten als Vegan-Hochburgen, was sich z. B. auch in der Dichte vegan-freundlichen Restaurants spiegelt. Und während der Corona-Pandemie konnte sich die Zahl der Menschen, die bewusst auf Tierprodukte verzichten, noch weiter vergrößern. Das „Vegan-Mekka“ Großbritannien verdient seinen Ruf also zurecht.

Die vegane Expansion beeinflusst natürlich auch den Süßigkeiten-Markt. Kaubonbons, Weingummis und Co. in vegan sind längst nicht mehr exotisch – hier eine kleine Übersicht von 10 beliebten britischen-Süßigkeiten in vegan. Aber natürlich ist auch immer noch viel Luft nach oben, da vor allem Milchschokolade und Zuckerwaren noch immer standardmäßig mit den tierischen Zutaten Milch und Gelatine hergestellt werden.

Fazit: Großbritannien und die Süßigkeiten – man wundert sich kaum, dass hier Geschichten wie Roald Dahls „Charlie und die Schokoladenfabrik“ entstanden sind. Großbritannien ist aber auch leider ein Land der Großkonzerne, die hinter den riesigen Produktpaletten vieler bekannter Marken die Fäden ziehen. Wenn man jedoch nur etwas genauer hinschaut, entdeckt man jenseits des Kommerzes schnell tolle Süßwaren, die nicht nur Tradition haben, sondern auch häufig vegan hergestellt werden.

 


Quellen:

https://veggieworld.eco/zahlen-fakten-vegan-trend-deutschland/
https://de.statista.com/infografik/11051/vegan-vegetarisch-oder-laktosefrei_-wer-isst-wie/
https://de.statista.com/infografik/19779/die-veganen-hochburgen-weltweit/
https://vegconomist.de/studien-und-zahlen/vegan-society-1-von-5-briten-reduziert-fleischkonsum-seit-corona-krise/

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