UNSER KAKAOPROJEKT

.

Wisst ihr eigentlich, wo euer Kakao herkommt? Was macht ihr für die Menschen vor Ort?

.

Diese Fragen kommen oft und sind absolut berechtigt. Klar, wir kennen viele Kakao-Produzent:innen, arbeiten mit ihren Kooperativen schon jahrelang zusammen. Wir wissen, wie der Kakao angebaut wird und welche Bedingungen auf den Kakaoplantagen in der Dominikanischen Republik herrschen. Wir wissen um die großen Vorteile des ökologischen Anbaus und setzen uns zum Ziel, immer fair und gerecht zu handeln. Trotzdem stellen wir uns immer wieder die eine kritische Frage:

.

Kennen wir die Bedürfnisse und Wünsche unserer Partner:innen vor Ort eigentlich wirklich? Und wenn ja, gehen wir auf sie ein?

.

Was bewegt sie, was erwarten sie von uns als westlichem Schokoladenhersteller? Was stört sie? Welche Sorgen, Ängste und Wünsche haben sie? Wir sind uns bewusst, dass wir viele Erwartungen gar nicht erfüllen können. Der koloniale Schatten, der über dem Rohstoff Kakao liegt, ist auch 500 Jahre später immer noch groß. Sich das bewusst zu machen, erschüttert und beschämt.

.

Gegenfrage: Was tragen wir heute überhaupt noch für eine Schuld an der brutalen Erschließung der „neuen Welt“ durch westliche Eroberer im 16. Jh.? Die Antwort: Wir tragen keine Schuld daran. Aber wir haben eine große Verantwortung, dies nicht zu vergessen und daran zu arbeiten, die aus der Historie gewachsene Machtstrukturen, Abhängigkeitsverhältnisse und die damit verbundenen sozialisierten Rassismen aufzudecken und zu überwinden. Es fängt schon bei den kleinen aber feinen Dingen an… Wie schnell neigten wir – als Schokoladenhersteller – in der Vergangenheit dazu, von „unseren“ Kakaoproduzent:innen zu sprechen. Ein kleiner Fehler mit großer semantischer Tragweite. Nein, die Bäuer:innen gehören uns nicht. Sie arbeiten auch nicht für uns, denn sie sind kein Teil unseres Unternehmens. Wir sind auf sie angewiesen, da sie einen Rohstoff anbauen, der hierzulande nicht zu beschaffen ist. Auf dem Papier ein klassisches Lieferantenverhältnis, leider eines mit historischem Beigeschmack. Erst wenn wir den Mut haben uns das einzugestehen, können wir erste Schritte gehen, dies nachhaltig zu verändern.

.

mit kolonialer Schattenseite

Ein westliches Luxusgut

.

Das Koloniale-Erbe wiegt schwer. Schokolade ist ein westliches Luxusgut. Unsere Vorfahren nahmen einst fremde Güter wie Kakao und Kaffee bei kolonialen Eroberungsfeldzügen mit zurück in den Westen, um unseren „weißen“ Luxus zu erweitern. Selbst heutzutage haben In Lateinamerika viele Kakaobäuer:innen nicht ein einziges Mal in ihrem Leben eine Schokolade probiert. Unsere Aufgabe – in unserer privilegierten Rolle – ist es zum einen, die Perspektive zu ändern, nicht alles durch unsere „westliche“ Brille zu sehen. Zuhören statt blinder Aktionismus. Verstehen statt Zusehen. Gemeinsam überlegen statt vorgeben. „Hilfe zur Selbsthilfe“ statt westliches Heilsbringertum. Das wäre wichtig. Nur so schaffen wir es, auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und Strukturen dort zu verbessern, wo es dringend gewünscht und nötig ist. In diesem „Verstehen“ liegt der Schlüssel für ein modernes partnerschaftliches Verhältnis, das alte Geber-Nehmer-Strukturen überwindet und Chancen für mehr Gleichberechtigung und Fairness eröffnet.

.

UNSER KAKAOPROJEKT

ZUHÖREN, VERSTEHEN, UNTERSTÜTZEN

.

Neben dem konsequenten Kauf von zertifiziertem FairTrade Bio Kakao, ist es wichtig vor Ort aktiv zu sein und in einen regelmäßigen Dialog mit den Produzenten:innen zu treten. Ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung ist das Sustainable Organic Cocoa Project, das wir gemeinsam mit unserem Produktionspartner – der Schokoladenfabrik Weinrich – und den Kakaoproduzent*innen – organisiert in der Stiftung Fuparoca seit 2020 in der Dominikanischen Republik betreiben.

.

Die Dominikanische Republik ist Ursprung des iChoc Kakaos und eines der wichtigsten Länder für Bio-Kakao weltweit. Doch auch dort sind noch viele alte Wunden offen und wir müssen unseren Beitrag leisten, sie zu schließen. Daher fußt das Projekt nicht nur auf einer ökologischen Komponente, sondern auch auf einer sozialen. In enger Abstimmung mit den 150 teilnehmenden Bauernfamilien im Osten des Landes (Provincen El Seibo, Hato Mayor & La Altagracia) versuchen wir, die Situationen vor Ort zu verbessern, das alltägliche Leben zu erleichtern. Gemeinschaftlich errichten wir Wassertanks für die Bauernfamilien und rüsten diese mit Filtern aus, um eine saubere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Zudem unterstützen wir die ökologische Herstellung von Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Das schützt nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit eines jeden einzelnen Menschen vor Ort. Gemeinsam kultivieren wir Baumschulen und unterstützen bei der Neubepflanzung und Rehabilitierung von Kakaofarmen mit sehr alten und unproduktiven Bäumen. Langfristig wird dies die Produktivität und damit das Einkommen der Produzenten:innen erhöhen. Weitere Bausteine zur Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation in den Kakaoursprüngen werden darüber hinaus über das Bio-Siegel und Fairtrade-Programm abgedeckt.

sustainable-organic-cocoa-project-ecofinia

.

So enthusiastisch wir damals ins Projekt gestartet sind, so realistisch sind wir heute. Es ist wirklich noch viel zu tun und Vieles wird erst langfristig zu spürbaren Verbesserungen führen. Wir müssen Geduld und Mut haben, weiterzumachen. Wir sind nach wie vor zu 100 Prozent vom Sinn unserer Arbeit überzeugt und denken, dass der direkte Kontakt und stete Dialog mit den Partner:innen vor Ort entscheidend ist, um auf lange Sicht etwas Positives zu bewirken. Selbstbestimmt – und im Sinne einer ehrlichen, gerechten und (umwelt)bewussten Schokolade.

.

Scroll to Top